Zusammenfassung vom Vortrag „Lupus erythematodes“ am 11. Mai 2019
Anlässlich zu dem diesjährigen Welt-Lupus-Tag gab es auch einen Vortrag über Lupus. Zwar einen Tag verspätet, aber dennoch sehr informativ.
Da er sehr lang geworden ist, hier ein kleines Inhaltsverzeichnis:
-Was ist Lupus?
-Blutuntersuchung: Entzündung, Lupus
-Symptome des Lupus
-Auslöser und Risikofaktoren
-Leaky Gut Syndrom
-Antiphospholipidsyndrom
-Arten des Lupus: Medikamenteninduziert, akut kutan, subat kutan, intermittierender kutan, chronisch kutan
-Worauf muss man achten?
-Lupus und Schwangerschaft
-Medikamente bei Lupus mit und ohne Organbeteiligung
-Erklärung Medikamente bei Lupus: Quensil, Resochin, Benlysta, Rituximab
Zuallererst wurde die wichtigste Frage geklärt: „Was ist Lupus?“
Dies ist eine Autoimmunerkrankung. Das heißt, das Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an. Es erkranken meistens Frauen im jüngeren Erwachsenenalter daran. Hierbei leitet sich Lupus, vom griechischen Wort für Wolf ab. Früher wurden die Narben mancher Patienten im Gesicht mit Narben von Wolfsbissen verglichen. Mittlerweile weiß man, dass diese durch das Abheilen von bestimmten Ausschlägen durch den Lupus entstehen. Erythematodes bedeutet errötend und leitet sich von der Hautrötung durch das Schmetterlingserythem ab. Was ein typisches Symptom bei Lupus ist. Bei Lupus kann alles im Körper betroffen sein. Von den Organen (wie Herz, Nieren, Lunge,…) bis hin zu Nervensystem und Haut. Alles was sich in dem Körper befindet kann angegriffen und sogar zerstört werden. Die Erkrankung verläuft in der Regel schubförmig. Um eine Diagnose zu stellen wird ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten geführt, wobei Krankheitsbücher hilfreich sein können. Zudem werden je nach Bedarf eine Hautuntersuchung, Provokationstests mit UV-Strahlung, ausführliche Blutuntersuchungen und Ultraschall von Bauchorganen, sowie Röntgen des Brustraumes durchgeführt.
Bei der Blutuntersuchung sind die Entzündungszeichen im Labor:
- erhöhtes BSG
- Alpha 2-/Gamma-Globuline erhöht
- Komplementfaktoren C3und C4 erniedrigt
- hypochrome Anämie
- CRP normal
Und Zeichen für Lupus im Labor:
- Immunologisches Labor
- ANA: Antinukleare Antikörper
- DsDNA-Antikörper: Antikörper gegen doppelstrangige DNA
- Sm-Antikörper: Autoantikörper, die gegen Komponenten der Sm-RNPs (gegen Zellkern) gerichtet sind
- Antiphospholipid-Antikörper: bei Nachweis von Anti-Cardiolipin-AK und Lupus-Antikoagulanz kann das Antiphospholipid-Syndrom auftreten
Der Lupus wird Schmetterlingskrankheit, Wolfskrankheit und Chamäleons Krankheit genannt. Letzteres, weil es so viele verschiedene Symptome haben kann. Wie zum Beispiel:
- Hautveränderungen
- Lichtempfindlichkeit
- Kreisrunder Haarausfall
- Entzündung der Blutgefäße, trockene Schleimhäute in Mund und Nase mit gelegentlichen Blutungen.
- Schwellung und Schmerzen an Handgelenk, Ellbogen und Knien. Morgensteifigkeit, eventuell Arthritis (Gelenkentzündung).
- Nachlassende Muskelkraft, eventuell Schmerzen in den Muskeln bei Beanspruchung.
- Feststellbare Proteine im Urin, Entzündung der Nieren.
- Atemschmerzen, Asthma.
- Mögliche Entzündung der Herzklappen, unruhiger Herzschlag, Bluthochdruck, Herzschwäche.
- Wiederkehrende Übelkeit, Kopfschmerzen und Erbrechen.
- Nicht erholsamer oder gesunder Schlaf trotz ausreichender Schlafdauer.
- Gewichtsverlust trotz gleichbleibendem Lebensstil
- Zyklusabhängige Fieberschübe
- Schwellung der Lymphknoten in frühen Phasen
- Bauchschmerzen
- Husten
Bei der Krankheit ist es wichtig über Auslöser und Risikofaktoren Bescheid zu wissen.
Diese sind:
- Infektionen mit Viren oder Bakterien
- Intensive Sonnenstrahlung
- Extremer Klimawechsel
- Hormonelle Umstellung (z.B. Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre, hormonelle Verhütungsmethoden)
- Psychischer Stress
- Metabolischer Stress (kranker Darm, Leaky Gut Syndrom)
- Medikamente (absetzen führt zu Besserung)
- Rauchen und Alkohol
Das Leaky Gut Syndrom, auch löchriger/durchlässiger Darm genannt, ist ein großer Risikofaktor.
Dies ist eine Barriere Störung im Dünndarm, welche aufgrund verschiedener Ursachen kleine Löcher in der Darmwand verursacht. Durch diese gelingt es Giftstoffen, Krankheitserregern und Allergenen in den Blutkreislauf zu gelangen. Dies hat eine Begünstigung von Entzündungen, Infektionen, Allergien und im schlimmsten Fall Autoimmunerkrankungen zur Folge. Das Leaky Gut Syndrom kann diagnostiziert werden. Hierfür wird eine umfassende Anamnese gemacht, eine Laboruntersuchung des Stuhls und Blutserum, ein Laktulose- Mannitol- Test und eine Ermittlung des Florastatus gebraucht. Auch kann man es mithilfe einer gesunden Ernährung und Lebensführung therapieren.
Zudem sollte man immer im Auge behalten, dass Patienten mit Lupus anfälliger gegenüber dem Antiphospholipidsyndroms sind.
Dies ist eine höhere Bereitschaft des Körpers zur Blutgerinnung. Dadurch können Thrombolien ausgelöst werden. Auch umfasst die Symptomatik des Syndroms einiges mehr wie:
- Venöse Thrombosen (insbesondere bei ungewöhnlicher Lokalisation und jungen Patienten)
- Myokardinfarkt
- Embolien (Sehverlust, Hörverlust, Krampfanfall, Migräne, Nierenvenenthrombose, Morbus Raynaud)
- Schlaganfall
- Habitueller Abort
Im Laufe des Vortrages wurden auf die verschiedenen Arten des Lupus eingegangen.
- Medikamenteninduzierter Lupus Erythematodes( DIL)
Dieser tritt geschlechtsunabhängig, vorzugsweise im höheren Alter auf. Ein höheres Risiko besteht für Menschen mit HLA-DR4 und Langsam-Acetylierer. Dies beschreibt Menschen, welche nur sehr langsam Pharmaka verarbeiten können. Über 40 Medikamente können diese Art von Lupus auslösen, welcher klinisch auch als SLE aufgezeichnet wird. Durch absetzen des betreffenden Medikamentes hören die Lupus- Symptome sofort auf.
Zu den Medikamenten, welche dies auslösen können, gehören unter anderem:
- Hydralazin (Antihypertensivum)
- Isoniazid (Antibiotikum)
- Procainamid (Antiarrhythmikum)
- Phenytoin (Antiepileptikum)
- Interferon-alpha (Virustatikum)
- Chlorpormazin (Antipsychotikum)
- Methyldopa (Antihypertonikum)
- Sulfasalazin (Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen)
- Penicillamin (Antirheumatikum)
- Akut Kutaner Lupus erythematodes (ACLE)
Er tritt meist plötzlich auf und sorgt für Hautausschläge. Diese sind örtlich umgrenzt und zeigt sich als symmetrische, scharf und regelmäßig begrenzte, intensive Rötung an Wangen und Nasenrücken. Unter der generalisierten Form zeichnen kleine tiefrote Flecken die gesamte Haut. Im Bereich der Nagelfalz können erweiterte Blutgefäße sichtbar werden. Auch kommt es häufig zu schmerzhaften offenen Stellen an der Mundschleimhaut. Unter Therapie heilen die Ausschläge rückstandslos ab. Allerdings ist er in den meisten Fällen die Vorstufe des systemischen Lupus erythematodes.
-Subakut kutaner Lupus erythematodes (SCLE)
Dieser tritt typischerweise in Form von Ausschlägen an Rücken, Dekolleté, sowie an den Streckseiten der Ober- und Unterarme auf. Diese sind symmetrisch angeordnete, schuppende kreisrunde Rötungen. Sie blassen in der Mitte ab. Es kann auch zu mehreren ringförmigen Rötungen kommen, die Girlanden artig miteinander verschmelzen. Häufig leidet man bei dem subakut kutanen Lupus erythematodes zusätzlich an Gelenk- und Muskelschmerzen, ohne dass eindeutige Entzündungen an diesen oder anderen Organen nachweisbar sind. Er hat in vielen Fällen einen schubförmigen, wiederkehrenden Verlauf und bei 10 bis 15 Prozent geht er in den systemischen Lupus über.
- Intermittierender kutaner Lupus erythematodes (ICLE)
Umfasst die verschiedenen Ausprägungen des Lupus erythematodes tumidus. Dies führt zu angeschwollenen roten Knötchen und plateauförmig erhabenen Knoten von maximal zwei Zentimetern Größe. Hierbei sind vor allem das Dekolleté, die Brust, der obere Teil des Rückens, die Streckseiten der Oberarme, sowie selten das Gesicht betroffen. Wenn sich die Knoten seitlich ausbreiten, können sie in ihrer Mitte abblassen und sich zu angeschwollenen Ringstrukturen zusammenschließen. Die Hautveränderungen besitzen eine glatte Oberfläche.
- Der chronisch- kutaner Lupus erythematodes, unter welchem drei Arten zusammengefasst werden:
--Diskoider Lupus erythematodes (DLE)
Ist die häufigste Form des chronisch kutanen LE. Bei 80% der Betroffenen ist nur Gesicht, Kopfhaut oder Ohrmuschel betroffen, bei 20% zusätzlich der Oberkörper und die Streckseiten von Armen und Beinen. Diskoid kommt aus dem lateinischen von Diskus, der Wurfscheibe. Diese roten Flecken (Plaques) sind mit fest haftenden weißen Schuppungen und haben einen Durchmesser von 1-3cm. Wenn die Hautveränderungen abheilen, bleiben kreisrunde weißliche Narben mit bräunlich pigmentierten Rand saum. Im Bereich von Kopfhaut, Augenbrauen und der Bartregion bleiben die Narben haarlos. Die Form der Nase oder der Ohrmuschel können durch schrumpfende Narben verändert werden. In weniger als 5% geht der diskoide Lupus erythematodes in den SLE über.
--Lupus erythematodes profundus (LEP)
Hierbei entstehen Entzündungen im Unterhautfettgewebe. Dies äußert sich in derbe entzündlichen Knoten, welche eine Größe von bis zu zwei Zentimetern erreichen können. Diese treten vor allem im Bereich von Gesäß, Oberschenkeln, Armen und Schultern auf. Beim Abheilen hinterlassen sie tief eingezogene Narben.
--Chilblain Lupus erythematodes (CHLE)
Diese Bezeichnung leitet sich vom englischen Wort chilblain (Frostbeule) ab. Die Schübe treten im Winter auf und äußern sich durch druckempfindliche blaurote Schwellungen an den Fingern beider Hände oder auch den Zehen beider Füße. Sie können sich zu polsterartigen flachen Knoten weiter entwickeln, auch kommt es häufig in dem Bereich zu einer fest haftenden Schuppung. Gelegentlich auch zu oberflächlichen Hautdefekten. Im Sommer verbessert sich der Zustand.
Wenn man Lupus hat sollte man auf einige Dinge achten und manches vermeiden.
Wichtig ist ein umfassender Sonnen- und Kälteschutz der betroffenen Körperstellen. Für alle Patienten mit Lupus ist ein meiden von UV-Strahlung notwendig. Zum Beispiel nur außerhalb von 11-15 Uhr raus gehen. Sowie Schnee, Wasser und Sand meiden. Zusätzlich UV-undurchlässige Folie an Fenstern anbringen und außerhalb des Hauses textilen Schutz tragen. Immer mit Lichtschutzpräparaten 50+ eincremen. Es wird auch empfohlen zusätzlich Antioxidantien wie Vitamin E und Flavonoide einzunehmen.
Eine Lebensstiländerung wie beenden des Rauchens, Gewichtskontrollen und leichtes körperliches Ausdauertraining kann zu einer enormen gesundheitlichen Verbesserung führen. Zusätzlich sollte man zu viel Stress vermeiden. Auch auf Nahrungsmittel verzichten, welche photosensibilisierende Psoralene enthalten:
Sellerie, Petersilie und Feigen.
Bei Frauen muss dringend eine angepasste, östrogenfreie Verhütungsmethode her.
Auch photosensibilisierende Medikamente wenn möglich vermeiden. Dazu zählen unter anderem:
- Antibiotika (z.B. mit den Wirkstoffen Tetrazykline, Sulfonamide, Gyrasehemmer)
- entzündungshemmende Medikamente (z. B. Diclofenac, Ibuprofen)
- Herz-Kreislaufmittel (z. B. ACE-Hemmer, Calciumantagonisten)
- Entwässerungsmittel, sogenannte Diuretika (z.B. mit den Wirkstoffen Hydrochlorothiazid, Furosemid)
Lupus und Schwangerschaft?
Ist möglich, allerdings nur in weniger aktiven Krankheitsphasen. Wichtig ist, dass sie geplant ist. Vor der Schwangerschaft muss auf Phospholipid-Antikörper (Cardiolipin-Antikörper)/Lupus-Antikoagulans sowie SS-A/Ro-Antikörper und SS-B/La-Antikörper untersucht werden. Phospholipid-AKs/Lupus-Antikoagulans können das Risiko für eine Fehl- oder Frühgeburt erhöhen. Dies kann durch eine blutgerinnungshemmende Behandlung während der Schwangerschaft verhindert werden. Bei Nachweis von SS-A/Ro- und SS-B/La-AKs kann es zum Auftreten eines kongenitalen Herzblocks beim ungeborenen Kind und zu einem neonatalen Lupus beim Neugeborenen kommen. Eine vorbeugende Behandlung gibt es leider noch nicht. Manche Medikamente dürfen in der Schwangerschaft weitgehend ohne Risiko für das Kind eingenommen werden, wie z. B. Kortison und Quensyl. Wichtig für eine gelingende Schwangerschaft ist eine gute Betreuung durch einen internistischen Rheumatologen und einen immunologisch erfahrenen Gynäkologen.
Als letztes kommen wir noch zu den Medikamenten bei Lupus.
Die Therapie der ersten Wahl sind topische Glukokortikoide. Diese haben allerdings sehr viele und schwere Nebenwirkungen, weshalb sie nicht langfristig angewendet werden sollte.
Bei der Therapie des SLE sind folgende Medikamente zugelassen:
Antimalariamittel (AM)
Azathioprin (Aza)
Ciclosporin
Cyclophosphamid (CYC)– bei Lupus Nephritis und ZNS-Befall
Belimumab
Calciumneurininhibitoren (CNI)
Glukokortikoide (GK)
Bei Lupus auch ohne Organbeteiligungen, sind folgende Medikamente zugelassen (wenn Antimalariamittel nicht ausreichen):
- Azathioprin
- Methotrexat
- Mycophenolat-Mofetil
- Cyclophosphamid
- Ciclosporin A (auch bei Z. n. Karzinomen in Vorgeschichte)
- Belimumab
- Rituximab
Ein beliebtes Mittel sind Antimalariamittel, wie Chloroquin und Hydroxycloroquin. Dies hat eine gute Effektivität bei Gelenkbeschwerden und Hautlupus, sowie einen positiven Einfluss auf Lupus Nephritis. Zusätzlich senkt es als einziges Medikament das Herzinfarkt-, Thrombolien-, und Schlaganfallrisiko. Die Wirkung tritt zwischen 3 bis 6 Monaten ein und erfordert vor und während der Therapie einmal im Jahr Augenuntersuchungen. In den ersten vier Monaten sollte zusätzlich alle 14 Tage ein Differenzialblutbild gemacht werden, danach alle 2-3 Monate.
Bei der Immunsupprimierenden Therapie tritt die Wirkung langsam ein und hält nach dem Absetzen lange an. Unter der Behandlung dieser Basismedikation ist eine ständige Einnahme über Jahre ratsam. Unerwünschte Nebenwirkungen können hier Übelkeit, Haarausfall, Leberwerterhöhung und weiteres sein.
bei SLE ist das erste zugelassene Medikament gezielt gegen Lupus. Es wurde 2011 für Patienten freigegeben und ist ein Biologica. Die Vorrausetzung um dies zu bekommen sind Anti-dsDNA-Antikörper-Positivität und Komplementverbrauch. Es darf nicht bei schwerer akuter Lupus Nephritis oder in Kombination mit CYC gerichteten Therapie gegeben werden.
Rituximab
Ist ein gentechnisch hergestellter Antikörper namens Ocrelizumab. Es unterdrückt die B-Zellen und wird bei therapieresistenten SLE eingesetzt. In Deutschland wurde es nicht zugelassen.
Die Medikamente sollten auch bei geringer oder keiner Krankheitsaktivität weiter eingenommen werden. Die Medikamente bedeuten keine Heilung, lediglich eine Unterdrückung der Krankheit.