Rheumatoide Arthritis 22/09/2020

Es gab eine Schulung über rheumatoide Arthritis, kurz RA. Euch dieses komplexe Thema näher zu bringen, versuche ich nun in dieser Zusammenfassung.

 

Inhalte:

Was ist RA

Auslöser

Autoimmunerkrankung

Symptome

Gelenkbefall bei betroffenen prozentuale Häufigkeit

Untersuchungen

Behandlung

Medikamente

Rauchen


Zum Grundlegenden, was ist die rheumatoide Arthritis?
Diese ist eine dauerhafte Entzündung vieler Gelenke. Meistens sind hier die kleinen Gelenke betroffen. Zusätzlich können bei dieser Systemerkrankung Organe geschädigt werden. Hauptsächlich beginnt die Erkrankung im Erwachsenen-Alter. Doch wie immer zählt: „Es gibt kein zu jung.“
In seltenen Fällen können Kinder und Jugendliche betroffen sein.

Es gibt verschiedene mögliche Auslöser der Erkrankung.
Zum einen die nicht Beeinflussbaren. So kann die rheumatoide Arthritis von Infektionen, hormonellen Einflüssen oder aus der genetischen Veranlagung heraus entstehen.
Allerdings gibt es auch Faktoren, in welche man eingreifen kann. Zum Beispiel Umwelteinflüsse oder der Lebensstil (Rauchen, Gewicht, Ernährung). Nicht selten spielen verschiedene Punkte zusammen. Egal, wodurch es ausgelöst wurde, das Ergebnis bleibt dieselbe. Eine Autoimmunerkrankung.

Hier gehe ich kurz auf das Thema Autoimmunerkrankung ein. Wer sich damit schon genug auskennt, kann gerne einen Absatz weiter scrollen.
Wenn man unseren Körper näher anschaut, hat das Immunsystem die Aufgabe der Polizei. Es erkennt Eindringlinge und fremdes Gewebe und zerstört es. Dies schafft es mithilfe von Immunzellen, Antikörpern und Botenstoffe. Durch einen Defekt verliert es bei einer Autoimmunerkrankung die Fähigkeit gesund von ungesund zu unterscheiden und greift willkürlich an. Je nach Art der Autoimmunerkrankung kann sich dies um Organe, Gewebe, Knochen, Knorpel oder Sonstigem handeln. Bei der rheumatoiden Arthritis kommt es somit zu Entzündungsprozessen in der Gelenkinnenhaut und hat Gelenkzerstörungen zur Folge.
Hierbei sollte man immer daran denken: Bei einer Autoimmunerkrankung ist das Immunsystem keinesfalls zu schwach.

Was sind die Symptome der rheumatoiden Arthritis?
Da es sich schwierig in einem Fließtext zusammenfassen lässt und selbsterklärend ist, schreibe ich dies in Stichpunkten auf:

  • Gelenkschwellungen, welche weich und prall-elastisch sind
  • Gelenkschmerzen, insbesondere in Ruhepausen
  • Verminderte Greifkraft der Hände
  • Morgensteifigkeit, also eine verminderte Gelenkbeweglichkeit. Diese ist morgens am stärksten ausgeprägt und kann bis zu mehreren Stunden andauern
  • Befall der Sehnenscheiden, z.B.: der Fingerstrecksehne auf dem Handrücken und den Schleimbeuteln
  • Grippe-ähnliche Symptome
  • Rheumaknoten, welche 20 % der Betroffenen aufweisen
  • Trockene Augen, Mund und Nase (auch als Sicca-Symptomatik bezeichnet)
  • Das Carpaltunnelsyndrom (kurz CTS)
  • Raynaud Syndrom

Welche Gelenke sind am meisten befallen? Auch hier gebe ich wieder Stichpunkte mit Zahlen an. Die Prozente stehen für die Anteile der Betroffenen mit RA.

  • Temporomandibulargelenk (Kiefergelenk) -> 30 %
  • Halswirbelsäule -> 40 %
  • Ellenbogen -> 50 %
  • Hüftgelenk -> 50 %
  • Schulter -> 60 %
  • Handgelenk -> 80 %
  • Knie -> 80 %
  • Sprunggelenk -> 80 %
  • Fingergelenke -> 90 %
  • Metatarsophalangealgelenke (verbindet Mittelfußknochen mit den Zehenknochen) -> 90 %


Durch die rheumatoide Arthritis entstehen oft Deformitäten. Hierzu können abknickende Fingergelenke gehören, Schwanenhalsdeformitäten, Knopflochdeformitäten, hervorstehendes Ulnaköpfchen (das ist der leicht abgerundete Knochen am Handgelenk) und Deformität des Daumens.

Die Untersuchungsmethoden auf die Erkrankung laufen in vier Stufen ab.
Zuerst einmal die Befragung. Hierzu sind gängige Fragen, ob man Schmerzen hat, Gelenkschwellungen aufweist, eine Morgensteifigkeit verspürt oder ein allgemeines Krankheitsgefühl hat.
Dann die körperliche Untersuchung. Dabei werden Gelenkschwellungen gesucht, die Gelenkfunktionalität überprüft, nach Gelenkzerstörung geschaut und gegebenenfalls eine Gelenkpunktion durchgeführt.
Ein Bluttest gibt weiteren Aufschluss über die mögliche Erkrankung. Hierbei wird folgendes abgenommen: die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), CRP (C-reaktives Protein), großes Blutbild, Rheumafaktor (RF) und das CCP (cyclisches citrulliniertes Peptid). Hierbei sollte man einige Dinge im Hinterkopf behalten. Zum einen gibt es auch Patienten mit RA ohne einen Rheumafaktor im Blut. Genauso gibt es Rheumafaktoren, welche ohne eine rheumatoide Arthritis sichtbar sind. Bis zu 50 % der Patienten in einem frühen Stadium, weißen ein normales CRP und/oder normales BSG auf. Eine Erhöhung dieser Werte ohne Krankheitsaktivität ist ein Warnsignal für Komplikationen in Form von Infekten.
Zuletzt gibt es bildgebende Verfahren in Form von Röntgen, Ultraschall oder einer Kernspinntomografie (MRT).
Die endgültige Bestimmung der Krankheitsaktivität (DAS-28) wird von der Anzahl der Gelenke mit Druckschmerz, Anzahl der geschwollenen Gelenke, den Entzündungszeichen im Blut und dem Patientenurteil zur Krankheitsaktivität abhängig gemacht.

Die Behandlung der RA sind vielfältig, eine Heilung gibt es nicht. Nur die Möglichkeit einer Remission. Dies bedeutet keine oder kaum Krankheitsaktivität und die Abwesenheit von Entzündungen. Hierbei weiß man nie, wie lange dieser anhält. Die Behandlungsmethoden gegen die Erkrankung sind Ergotherapie, Krankengymnastik, Operationen, physikalische Therapie, psychologische Hilfen, Patientenschulungen und Sozialberatungen.
Auch sollte man auf einen richtigen Lebensstil achten. Also eine gesunde Ernährung, weder unter- noch Übergewicht, nicht rauchen, kein Alkohol (oder nur in Maßen) und regelmäßige Bewegung.

Hinzu kommt die medikamentöse Behandlung. Dieser muss ich einen eigenen Abschnitt widmen, da sie vielfältig ist.
Zum einen gibt es die schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamente, welche Kortison frei sind. Sie werden nicht steroidale Entzündungshemmer genannt. Sie hemmen und lindern den Schmerz, nehmen aber keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf oder die Gelenkzerstörung. Die Wirkung tritt schnell ein, hält aber nur bis zu 24h an. Sie können bis zur maximalen Dosis aufdosiert werden. Allerdings haben sie als Nebenwirkungen unter anderem Magenbeschwerden, allergische Reaktionen und bei Dauermedikation eine eventuelle Nierenstörung. Ein Beispiel für NSAR-Medikamente ist Novaminsulfon (Novalgin).
Kortison ist ein körpereigenes Hormon, welches von der Nebennierenrinde produziert und oft zur Behandlung von RA eingesetzt wird. Es ist ein Sammelbegriff für die Medikamentengruppe Glukokortikoide und der stärkste Entzündungshemmer, den es gibt. Es beeinflusst somit auf positive Weise den Krankheitsverlauf und mindert Gelenkzerstörungen. Die Wirkung setzt schnell ein und kann kurzfristig gleich nach der Diagnose oder bei Krankheitsschüben verwendet werden. Allerdings hat es in hohen Dosen und bei dauernder Therapie schwere Nebenwirkungen zur Folge. Unter anderem können Hautveränderungen, Wassereinlagerungen, Magengeschwüre und Knochenentkalkung entstehen. Auch erhöht es die Infektionsgefahr und kann bei beistehender Neigung zu Diabetes führen.
Disease Modifying AntiRheumatic Drugs (kurz DMARDs) werden eingesetzt, um den Krankheitsverlauf zu verändern. Es ist eine Basismedikation, welche nach der Diagnose in der Regel als Erstes verordnet. Bei langjähriger Gabe vermindert es die Krankheitsaktivität und damit einhergehende Knochenzerstörung. Die Wirkung tritt langsam ein, hält nach dem Absetzen lang an.
Als Basismedikation werden Chemotherapien, Immunsuppressiva und Antimalariamittel eingesetzt.
Eine regelmäßige Kontrolle der Blutwerte ist unverzichtbar.
Schutzimpfungen mit Totimpfstoff werden dringend empfohlen.

Das leidige Thema Rauchen ist vielen Betroffenen bekannt. Doch warum wollen Ärzte unbedingt, dass man den Zigarettenkonsum einstellt?
Durch das Rauchen verdoppelt sich das Risiko bei einer genetischen Anlage um das 16-fache. Zudem haben Raucher meistens einen ungünstigeren Krankheitsverlauf. Abgesehen davon, wirken bestimmte Medikamente bei Rauchern schlechter als bei Nichtrauchern, da der Wirkstoff an denselben Rezeptoren andocken möchte, welche beim Rauchen blockiert werden. Ob dieses Wissen hilft aufzuhören, ist eine andere Sache.